Du möchtest wissen, was den situativen Führungsstil ausmacht? Alles über den situativen Führungsstil und seine Besonderheiten erfährst du hier und in unserem Video !

Inhaltsübersicht

Situativer Führungsstil einfach erklärt

Der situative Führungsstil geht davon aus, dass es keinen allgemein besten Führungsstil gibt. Daher passt der Vorgesetze seinen Führungsstil flexibel auf seine Mitarbeiter an und berücksichtigt ihre individuellen Fähigkeiten, Erfahrung sowie ihren Reifegrad.

Ein neuer Mitarbeiter braucht an seinem ersten Tag beispielsweise mehr Anweisungen als ein Mitarbeiter, der eine Aufgabe bereits seit Monaten ausführt.

Die Aufgabe eines Teamleiters im situativen Führungsstil ist es, jeden Mitarbeiter dort abzuholen, wo er sich gerade befindet. So wird ein Maximum an Leistung und Motivation aus ihm herausgeholt.

Situatives Führen nach Hersey & Blanchard

In ihrer Theorie zum situativen Führen (1977) schlagen Paul Hersey und Ken Blanchard erstmals vor, dass jeder Mitarbeiter nach seinem Reifegrad geführt werden sollte. Dabei beschreiben sie vier verschiedene Stufen, an denen sich Führungskräfte orientieren können. Je nach Reifegrad variiert das Maß an Anweisungen und Unterstützung seitens der Führungskraft.

Situatives Führen — Anpassen an Bedürfnisse und Situationen

Führungskräfte stehen heutzutage vor sehr unterschiedlichen Herausforderungen. Doch nicht nur die Anforderungen von außen sind vielfältig, sondern oftmals auch die der Mitarbeiter. Ein zu starrer Führungsstil kann hierbei oft hinderlich sein.

Ein wichtiger Punkt um den situativen Führungsstil erfolgreich anzuwenden, ist das korrekte Einschätzen der Bedürfnisse und Fähigkeiten der Mitarbeiter. Hier ist als Teamleiter im situativen Führungsstil besonderes Fingerspitzengefühl und offene Kommunikation gefragt. 

Ein situativer Führungsstil ermöglicht es Führungskräften, Aspekte verschiedener Führungsstile zu vereinen. Dabei sollte nicht nur zwischen verschiedenen Mitarbeitern unterschieden werden, sondern auch verschiedenen Situationen.

Beispiel: Ein erfahrener Polizist ist mit einem Auszubildenden auf Streife.

  • Situation 1: Der Vorgesetzte ermutigt ihn selbstständig eine Personenkontrolle zu übernehmen und bietet hinterher Feedback und Tipps.
  • Situation 2: Die beiden erreicht ein Notruf. Der Vorgesetzte gibt klare Anweisungen und macht deutlich, dass der Auszubildende diese ohne Diskussion befolgen muss. 

Führungsverhalten im situativen Führungsstil

Je nach Aufgabe und Mitarbeiter können Führungskräfte im situativen Führungsstil also flexibel entscheiden, welchen Führungsstil sie anwenden wollen. Hersey & Blanchard unterscheiden dabei grundsätzlich zwei verschiedene Orientierungen der Führungsstile im situativen Führungsstil:

Aufgabenorientierung

Die aufgabenorientierte Ebene beschreibt die klare Definition von Aufgaben und Zielen, sowie Vorgaben zu deren Durchsetzung. 

Der Teamleiter verteilt konkrete Aufgaben, sodass Projekte gut und fristgerecht abgeschlossen werden können.

Personenorientierung

Der personenorientierte Aspekt konzentriert sich auf das Zwischenmenschliche. Hier stehen die Beziehungen zwischen Führungskraft und Mitarbeitern im Vordergrund.

Der Teamleiter gibt Feedback, hört seinen Mitarbeitern zu, geht auf sie ein, schenkt ihnen Lob und Wertschätzung und ermutigt und motiviert sie.

Vier Stufen des situativen Führungsstils

Je nach unterschiedlicher Gewichtung dieser zwei Orientierungen, lassen sich verschiedene Führungsverhalten des situativen Führens ableiten.  Aber wie entscheidet man dann als Teamleiter im situativen Führungsstil, wann welches Führungsverhalten am besten passt?

Eine gute Orientierungshilfe können hier die vier Reifegrade des situativen Führungsstils nach Hersey & Blanchard sein. Sie helfen, die Fähigkeiten und Motivation der Mitarbeitenden einzustufen.

Dabei ist es wichtig zu wissen, dass die Einschätzung je nach Situation unterschiedlich sein kann. Ein Mitarbeiter kann zum Beispiel einen Bereich bereits meistern, während er in einem anderen noch Unterstützung benötigt.

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4 Stufen des situativen Führens

Reifegrad 1 — Diktieren (Telling)

Der Mitarbeiter hat weder das nötige Wissen, noch die nötige Motivation um eine Aufgabe selbstständig zu lösen.

  • Führungsstil: Der Teamleiter gibt klare Anweisungen und kontrolliert die Arbeit des Mitarbeiters. Klare Anweisungen und feste Strukturen können dem Mitarbeiter helfen, Wissen aufzubauen und Fähigkeiten zu erlernen.
  • Beispiel: Ein neuer Mitarbeiter ist an seinem ersten Tag sehr überfordert. Klare Anweisungen zu einfachen Aufgaben können sein Selbstbewusstsein stärken.

Reifegrad 2 — Trainieren (Selling)

Der Mitarbeiter würde die Aufgabe gerne bereits selbstständig lösen, allerdings fehlt ihm das Können.

  • Führungsstil: Der Teamleiter gibt weiterhin klare Anweisungen, bestärkt seinen Mitarbeiter allerdings auch auf personenbezogener Ebene.
  • Beispiel: Ein Mitarbeiter will eine neue Aufgabe übernehmen. Der Teamleiter unterstützt ihn in diesem Vorhaben, gibt jedoch weiterhin klare Vorgaben und kontrolliert seinen Fortschritt.

Reifegrad 3 — Partizipieren (Participating)

Der Mitarbeiter kann bereits einige Aufgaben selbstständig bearbeiten, ihm fehlt es aber zum Beispiel an Selbstvertrauen.

  • Führungsstil: Der Teamleiter kann die Aufgabenorientierung weniger streng gestalten. Stattdessen liegt das Hauptaugenmerk im Bestärken und Motivieren des Mitarbeiters.
  • Beispiel: Ein Mitarbeiter hat bereits drei erfolgreiche Projekte abgeschlossen, trotzdem traut er sich nicht zu, das nächste Projekt alleine zu übernehmen. Der Teamleiter sucht das Gespräch mit ihm und zeigt ihm, dass er an ihn glaubt und zur Not gerne Fragen beantwortet.

Reifegrad 4 — Delegieren (Delegating)

Der Mitarbeiter hat sowohl das nötige Wissen, als auch die nötige Motivation und Sicherheit, eine Aufgabe selbstständig zu lösen.

  • Führungsstil: Der Teamleiter setzt sein Vertrauen in die Fähigkeiten der Mitarbeiter, hält sich im Hintergrund und unterstützt wenn nötig auf personenbezogener Ebene.
  • Beispiel: Das Team arbeitet selbstständig an ihren Projekten. Einmal in der Woche lässt der Teamleiter ihren Fortschritt vorstellen und gibt Feedback.

Verschiedene Führungsstile

Vielleicht kam dir dieses Führungsverhalten der verschiedenen Reifegrade bereits bekannt vor? Hier lassen sich Parallelen zu den klassischen Führungsstilen nach Kurt Lewin erkennen. 

Im situativen Führungsstil kann die Führungskraft sich also auch an diesen Führungsstilen orientieren:

  • Autoritärer Führungsstil
    Der autoritäre Führungsstil zeichnet sich durch eine hohe Aufgabenorientierung und sehr geringe Personenorientierung aus. Die Mitarbeiter haben Anweisungen umgehend zu befolgen und ihre Anliegen sind für die Führungskraft unwichtig. Das entspricht Reifegrad 1.

  • Kooperativer Führungsstil
    Beim kooperativen Führungsstil ist die Aufgabenorientierung weiterhin hoch, jedoch kommt teilweise Personenorientierung hinzu. Mitarbeiter befolgen weiter strikte Anweisungen, haben jedoch die Möglichkeit Anliegen zu äußern. Das entspricht Reifegrad 2 und 3.

  • Laissez Faire Führungsstil
    Der Laissez Faire Führungsstil zeichnet sich durch sehr geringe Aufgabenorientierung und hohe Personenorientierung aus. Mitarbeiter organisieren ihre Arbeitsabläufe größtenteils selbst und die Aufgabe der Führungskraft liegt vor allem im Bestärken der Mitarbeiter. Das entspricht Reifegrad 4.

Eigenschaften von Führungskräften im situativen Führungsstil

Führungskräfte müssen im situativen Führungsstil ziemlich viele Rollen übernehmen können. Welche Qualitäten sollte ein Teamleiter besitzen, um den situativen Führungsstil sinnvoll anwenden zu können?

  • Einfühlungsvermögen
    Um überhaupt zu erkennen, was der jeweilige Mitarbeiter gerade braucht, sollte die Führungskraft ein gutes Einfühlungsvermögen besitzen. So kann sie erkennen, wie sie ihr Team motivieren und stärken kann. 

  • Flexibilität
    Verschiedene Situationen und Mitarbeiter brauchen verschiedene Führungsstile. Ein Teamleiter sollte zum Beispiel schnell zwischen autoritärem Auftreten und verständnisvollem Zuhören wechseln können.
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    Eigenschaften von Führungskräften
  • Problemlösungsorientiertheit
    Eine lösungsorientierte Herangehensweise an Probleme ermöglicht schnelle Reaktionen auf wechselnde Herausforderungen. Dabei wird die Flexibilität des situativen Führungsstils am besten genutzt.

  • Zuverlässigkeit
    Die Mitarbeiter sollten ihren Teamleiter als vertrauenswürdig und zuverlässig wahrnehmen. Besonders bei schnell wechselnden Anforderungen und Führungsstilen kann ansonsten das Gefühl auftreten, die Führungskraft sei unberechenbar.

  • Kritikfähigkeit
    Mitarbeiter sollten die Möglichkeit haben, Rückmeldung zu geben. Das kann besonders wichtig sein, wenn der Reifegrad des Mitarbeiters falsch eingeschätzt wurde und er sich mit einem unpassenden Führungsstil konfrontiert sieht. Hier sollte ein Teamleiter im situativen Führungsstil offen für Kritik sein und auch Fehler einräumen können.

Vorteile des situativen Führungsstils

Situatives Führen hat einige Vorteile:

Hohe Flexibilität

Ein hohes Maß an Flexibilität ermöglicht Führungskräften im situativen Führungsstil auf verschiedene Herausforderungen zu reagieren. Das entspricht dem Anforderungsprofil moderner Unternehmen, die sich mit sehr unterschiedlichen Problemen konfrontiert sehen.

Mitarbeiter im Mittelpunkt

Die Teammitglieder werden bestmöglich gefördert. Ihre individuellen Stärken werden genutzt und Schwächen als Lernmöglichkeit betrachtet. Führungskräfte stärken das Selbstbewusstsein und die Motivation und Mitarbeiter können sich entfalten.

Verbesserte Produktivität

Durch diese individuelle Förderung der Mitarbeiter kann das meiste aus jedem einzelnen Mitarbeiter herausgeholt werden. Dadurch steigt die Produktivität.

Nachteile des situativen Führungsstils

Du kannst dir vielleicht bereits denken, dass der situative Führungsstil nicht für jedes Unternehmen und jede Führungskraft geeignet ist. Wie jeder Führungsstil hat auch der situative Führungsstil seine Nachteile.

Unsicherheiten für Mitarbeiter

Für manche Mitarbeiter kann es verwirrend sein, keinen einheitlichen Führungsstil zu haben. Ein Wechsel von wenig zu viel Eigenverantwortung kann überfordernd sein. Andersherum kann der Mitarbeiter bei einem Wechsel von wenig zu viel Einmischung denken, die Führungskraft vertraut ihm nicht. Offene Kommunikation ist hier unbedingt wichtig.

Viel Verantwortung für die Führungskraft

Führungskräfte müssen im situativen Führungsstil neben dem Arbeitsalltag auch viele zwischenmenschliche Aspekte beachten. Das kann anstrengend werden und zu Fehlern in der Auswahl des Führungsverhaltens führen. Hier kann es helfen, Mitarbeiter direkt um Feedback zu bitten.

Langfristige Ziele können untergehen

Der situative Führungsstil bietet eine sehr gute Möglichkeit auf Probleme direkt und flexibel zu reagieren. Dabei kann es aber passieren, dass langfristige Ziele in den Hintergrund geraten. Mitarbeiter sehen sich dann mit verschiedenen Führungsstilen konfrontiert, obwohl sie auf das gleiche langfristige Ziel hinarbeiten. Das kann für Verwirrung sorgen.

Keine empirische Validität des situativen Führungsstils

Beim situativen Führen werden Aspekte verschiedener Führungsstile vereint. Das macht es allerdings schwierig, den Erfolg des Führungsstils wissenschaftlich zu überprüfen.

Situativer Führungsstil — Häufigste Fragen

  • Was ist der situative Führungsstil?
    Der situative Führungsstil vereint unterschiedliche Führungsstile. Dabei passt die Führungskraft das Führungsverhalten individuell und flexibel an Mitarbeiter und Situation an.

  • Wodurch zeichnet sich ein situativer Führungsstil aus?
    Besondere Merkmale des situativen Führungsstil sind Flexibilität, Problemlösungsorientiertheit und dass die Mitarbeiter im Mittelpunkt stehen.

  • Wieso braucht man situatives Führen?
    Besonders in modernen Unternehmen können die Anforderungen sehr vielseitig sein. Mit einem situativen Führungsstil werden die Stärken der einzelnen Mitarbeiter optimal genutzt.

Führungsstile

Du kennst nun also den situativen Führungsstil und weißt wie Führungskräfte ihr Führungsverhalten an ihre Mitarbeiter anpassen sollten. Wie immer ist der situative Führungsstil allerdings keine universelle Lösung für alle Führungskräfte. Welche weiteren Führungsstile es gibt und welche Vor- und Nachteile sie haben, erfährst du hier !

Zum Video: Führungsstile
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Führungsstile

Du kennst nun also den situativen Führungsstil und weißt wie Führungskräfte ihr Führungsverhalten an ihre Mitarbeiter anpassen sollten. Wie immer ist der situative Führungsstil allerdings keine universelle Lösung für alle Führungskräfte. Welche weiteren Führungsstile es gibt und welche Vor- und Nachteile sie haben, erfährst du hier !

Zum Video: Führungsstile
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